Gewaltfreie Kommunikation

Harmonische Konfliktbehandlung in 4 Schritten

4 Minuten Lesezeit
Gewaltfreie Kommunikation

Es gibt viele Wege, mit Mitmenschen zu kommunizieren. Da ist zum Einen die verbale Kommunikation und zum Anderen die non-verbale Kommunikation. Unter Letzteres fallen sowohl Mimik als auch Gestik.

Verbale Kommunikation

Unter der verbalen Kommunikation wird die Verständigung zwischen Menschen mittels Sprache verstanden. Dazu gehören auch die schriftliche Kommunikation und die Gebärdensprache. Diese Art der Sprache wird bewusst ausgeführt.

Nonverbale Kommunikation

Bei der nonverbalen Kommunikation handelt es sich um die Mitteilung durch die Körpersprache, sprich Mimik und Gestik. Im Gegensatz zu der verbalen Form wird die Nonverbale meist unbewusst verwendet.

Was ist gewaltfreie Kommunikation?

Obwohl jeder Mensch intuitiv weiß, wie Kommunikation untereinander funktioniert, ist der Dialog mit Anderen manchmal gar nicht so einfach. Gerade in Konfliktgesprächen ist es ratsam, sich nicht in Rage zu reden oder sich vom Gegenüber provozieren zu lassen. Doch dies ist leichter gesagt als getan.

Damit die Kommunikation gelingt, hat Marshall Bertram Rosenberg das Handlungskonzept der gewaltfreien Kommunikation (GFK) entwickelt. Das Grundmodell wollen wir uns hier einmal genauer anschauen.

Marshall B. Rosenberg

Marshall B. Rosenberg war ein US-amerikanischer Psychologe und erfolgreicher Mediator. In den 1960iger Jahren arbeitete er mit Bürgerrechtlern zusammen und hat mithilfe seiner Kommunikationsseminare Gemeinden unterstützt, die allgemeine Auffassung über die Rassentrennung positiv zu verändern. 1984 hat Rosenberg das "Center for Nonviolent Communication" gegründet, um das Thema der gewaltfreien Kommunikation für Jedermann anzubieten.

Das Grundmodell der GFK

Die gewaltfreie Kommunikation soll dabei unterstützen, dem Gegenüber aufmerksam und verständnisvoll zuzuhören, sowie den Standpunkt frei und ehrlich mitzuteilen. Hierbei kommt es nicht darauf an, dass sich beide Gesprächspartner im Rahmen der GFK bewegen. Vielmehr geht es um das Bewusstwerden der Bedürfnisse des Gesprächspartners und um das eigene Empathieempfinden.

Das Grundmodell der gewaltfreien Kommunikation besteht aus 4 Schritten:

Abbildung: Grundmodell der gewaltfreien Kommunikation

Beobachtung

Im ersten Schritt geht es um die Beschreibung der Fakten. Wir äußern sachlich, was der Grund des Gesprächs ist. Wertung, Interpretation oder Bedürfnisse sind nicht relevant. Dies dient der Förderung einer offenen und klaren Kommunikation.

Gefühl

Im zweiten Schritt werden die Gefühle benannt. Welche Gefühle löst die Beobachtung bei uns aus? Auch dies geschieht ohne Wertung.

Bedürfnis

Im dritten Schritt geht es um die Bedürfnisse. Welche Bedürfnisse werden durch unsere Gefühle ausgelöst? Was brauchen wir und unser Gesprächspartner?

Bitte

Der letzte Schritt handelt von der Bitte. Hier geht es darum, dass wir unser Anliegen (unsere Bitte) konkret mitteilen. Dazu gehört auch, dass wir das Anliegen unseres Gesprächspartners erkennen. Es gilt, möglichst Lösungen zu finden, die alle Bedürfnisse und Bitten beider Seiten erfüllen. Dazu sollten wir uns die Frage stellen, um was wir unseren Gesprächspartner bitten möchten und was wir selbst gewillt sind, zu tun.

Marshall B. Rosenberg fasst sein Grundmodell wie folgt zusammen:

"Wenn ich a (Beobachtung) sehe, dann fühle ich b (Gefühl), weil ich c (Bedürfnis) brauche. Ich möchte deshalb d (Bitte)."

Beispiel

Wir wollen uns dieses Grundmodell der gewaltfreien Kommunikation an einem konkreten Beispiel verdeutlichen:

Hannah und Peter sind Kollegen und teilen sich ein Büro. Die Zusammenarbeit zwischen den Beiden funktioniert hervorragend und auch zwischenmenschlich harmonieren sie sehr gut. Doch es gibt eine Sache, die Peter sehr stört. Hannah isst jeden Tag einen Joghurt, räumt danach aber den leeren Becher nicht weg. Nach 4 Tagen stehen auf dem Schreibtisch dementsprechend 4 leere Joghurtbecher. Peter regt dies so auf, dass er Hannah anbrüllt: "Mir reicht es! Wirf endlich mal deine ekligen Joghurtbecher in den Müll! Das ist widerlich!" Hannah ist so überrumpelt von Peters Wutausbruch, dass sie anfängt zu weinen und aus dem Büro rennt.

Dieses Gespräch verlief nicht sehr erfolgreich. Peter wollte nicht so aus der Haut fahren und vor allem wollte er nicht die Gefühle von Hannah verletzen. Wie könnte er es besser machen? Schauen wir uns mal an, wie das Gespräch verlaufen könnte, wenn Peter unter Berücksichtigung des Grundmodells der gewaltfreien Kommunikation mit Hannah spricht:

"Mir ist aufgefallen, dass auf dem Schreibtisch mehrere leere Joghurtbecher stehen." (Beobachtung)

"Ich empfinde es als unangenehm und unappetitlich, wenn diese leeren Becher über Tage in dem warmen Büro stehen bleiben." (Gefühl)

"Damit ich konzentriert arbeiten kann, brauche ich einen sauberen und aufgeräumten Schreibtisch." (Bedürfnis)

"Könntest du bitte deinen leeren Joghurtbecher direkt entsorgen, wenn du aufgegessen hast?" (Bitte)

Mit dieser Herangehensweise trifft Peter bei Hannah auf Verständnis und ihre harmonische Zusammenarbeit wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Fazit

Natürlich ist das Grundmodell der gewaltfreien Kommunikation kein Allheilmittel für jedes Konfliktgespräch. Es hilft allerdings, in Konfliktgesprächen ruhig zu bleiben, den Überblick zu behalten und vor allem das Anliegen klar und sachlich vorzubringen.

Wir können anhand des Grundmodells der gewaltfreien Kommunikation lernen, eine wertschätzende Beziehung zu unserem Gesprächspartner aufzubauen. Die Art unserer Kommunikation verändert sich, da wir nicht nur empfänglicher für unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse werden, sondern auch die unseres Gesprächspartners erfragen und deutlich besser wahrnehmen können.

Das Modell der GFK kann somit nicht nur bei Konfliktgesprächen angewendet werden. Es kann auch vorbeugend wirken, um sachlich-konstruktive Gespräche führen zu können, die eine Eskalation verhindern.

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