Der Barnum-Effekt
Vage Aussagen und ihre glaubhafte Wirkung auf uns
Du sitzt am Küchentisch und liest wie jeden Morgen dein Horoskop. "Wahnsinn, wie gut das wieder auf mich passt!", denkst du erstaunt.
Auch die Wahrsagerin letzte Woche auf dem Jahrmarkt konnte dein "Wahres Ich" sofort erkennen und dich super einschätzen. Ist das Magie oder ein Wunder?
Weder noch. Leider. Wir sind lediglich dem Barnum-Effekt erlegen.
Definition
Der Barnum-Effekt ist ein psychologischer Effekt. Wir glauben, dass das - was wir lesen und uns erzählt wird - auf uns zutrifft. Dabei sind die Aussagen, die wir glauben, absichtlich so verallgemeinert, so dass wir uns - egal in welcher Situation - mit ihnen identifizieren können.
Namensgeber
Phineas Taylor Barnum (1810 - 1891) war ein Politiker und Zirkusgründer. Er leitete in New York das große Kuriositätenmuseum Barnum's American Museum, welches eine Mischung aus Zoo, Wachsfigurenkabinett, Museum und Theater war. Barnums Ziel war es, dort etwas für alle und "jeden Geschmack" anzubieten. Dieses Ziel war der Grund, weshalb der Psychologe Paul Everett Meehl den psychologischen Effekt nach Barnum benannt hat.
Forschung
Der Barnum-Effekt ist Einigen auch unter dem Namen Forer-Effekt geläufig. Auch Bertram R. Forer war ein Psychologe und hat 1948 zu Forschungszwecken seine Studenten einen Persönlichkeitstest durchführen lassen. Im Anschluss händigte er ihnen die Auswertung aus und die Studenten sollten auf einer Skala von 1 (mangelhaft) bis 5 (perfekt) bewerten, inwieweit diese Auswertung auf sie zutrifft. Insgesamt erhielten diese Auswertungen einen Durchschnitt von 4 Punkten. Seine Studenten befanden also ihre jeweilige Auswertung als sehr zutreffend.
Der Clou an dieser Forschung: Forer hatte die Persönlichkeitstests seiner Studenten gar nicht ausgewertet. Stattdessen hatte er Allen als Auswertung dieselbe vorgefertigte Beschreibung ausgehändigt. Diese Charakterisierung war so allgemein gehalten, dass sich Jeder auf eine Art und Weise in ihr wiedergefunden hat.
Aussagen
Die sogenannten Barnum-Aussagen sind Aussagen, die so allgemein und schwammig gehalten werden, damit sich Jeder mit ihnen identifizieren kann. Wir finden sie unter anderem in Zeitungshoroskopen, bei Wahrsagern oder beim Cold Reading (eine von Hellsehern und Mentalisten genutzte Tricktechnik, um beiläufig und unauffällig relevante Informationen von einer Person zu bekommen).
Die Barnum-Aussagen werden zum Beispiel mit folgenden Hilfen gestaltet:
- persönliche Bedürfnisse (Kinderwunsch, Gesundheit, eine erfüllende Partnerschaft, sicherer Job, usw.)
- grundsätzliche Sorgen und Ängste (Krankheit, Jobverlust, Partnerverlust, usw.)
- unpräzise Aussagen ("Du wirst heute eine frohe Botschaft erhalten")
- manipulierbare Aussagen ("Du könntest heute Jemandem eine Freude bereiten")
Fazit
Wir lassen uns gerne beeinflussen und je allgemeiner die Aussagen sind, desto leichter glauben wir sie. Allerdings schadet es uns nicht, wenn wir uns gegenüber gewisser Aussagen und Begegnungen eine gesunde Skepsis und Zurückhaltung aneignen.
Das Wissen über den Barnum-Effekt wird uns zukünftig mit Sicherheit dabei helfen.