Authentizität - mein wahres Ich

Finde die Balance zwischen unverfälscht und angepasst!

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Authentizität - mein wahres Ich

Bin ich ICH selbst oder stelle ich nur dar, was andere mir aufzwingen? Das fragt sich jeder irgendwann im Leben. Doch es gibt einen Unterschied zwischen authentisch wirken und authentisch sein. Analysieren wir den Begriff.

Authentisch wurde aus dem Griechischen eingedeutscht und bedeutet so viel wie "richtig" oder "zuverlässig". Zulässige Synonyme sind echt, unverfälscht oder ungeschönt.

Der Schein

Wenn wir sagen, dass ein Schauspieler im Theater oder im Film seine Rolle authentisch spielt, dann wirkt seine Handlungsweise, Körperhaltung, Gestik und Mimik deckend mit dem Text, den ihm das Drehbuch oder Manuskript vorgibt. Wüssten wir nicht, dass wir in einer Aufführung sitzen, dann hätten wir ihn für genau die Person gehalten, deren Rolle er jedoch nur in seiner Darstellung einnimmt.

Das Geheimnis authentisch zu wirken, besteht also darin, die eigene Persönlichkeit glaubwürdig, aufrichtig und ehrlich zu "verkaufen". Allerdings muss dies nicht mit unserem wahren Selbst übereinstimmen. Deshalb "wirkt" der Schauspieler auch nur authentisch.

Das Sein

Im Gegenzug ist wahre Authentizität darin begründet, sich nicht zu verstellen, sowie die eigene Meinung und die eigenen Werte ohne Zögern zu vertreten. Deine Taten decken sich mit deinen Aussagen, die deine Werte widerspiegeln.

Stell dir vor, du bist Vorgesetzter einer Abteilung. Der Eigentümer des Unternehmens hatte mit einem deiner Mitarbeiter einen Streit. Er gibt dir zu verstehen, dass er von dir erwartet, jenen Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu ekeln, damit dieser selbst kündigt und er keine Abfindung zahlen muss. Das widerspricht aber deinen Werten der Aufrichtigkeit und deiner eigenen Meinung über deinen Kollegen. Aus deiner Sicht liefert er seine Arbeit immer sauber ab und ist sehr zuverlässig.

Da du in dieser Situation nicht deine eigenen Ansichten verraten willst, wirst du deinem Chef widersprechen und ihm erklären, warum du dich gegen seine unterschwellige Aufforderung entscheidest. Selbst unter Androhung einer Kündigung bleibst du dir selbst treu und bietest ihm - natürlich auf freundliche Art und Weise - die Stirn.

Verliere dich nicht selbst in den Erwartungen deiner Mitmenschen. Auch nicht denen deiner Vorgesetzten.

Ein authentischer Mensch wirkt auf andere glaubhaft und vertrauenserweckend, denn sie können sich sicher sein, dass er oder sie die eigenen Werte auch in schwierigen Situationen verteidigt.

Du erkennst den Unterschied zwischen "authentisch wirken" und "authentisch sein"? Gut.

Dagegen würde eine Person, die nicht wahrhaftig authentisch lebt, spätestens in der oben beschriebenen Situation einknicken, weil sie um ihren Job fürchtet. Solltest du zum Beispiel regelmäßig Notlügen verwenden, kannst du dabei zwar authentisch glaubhaft wirken, aber es wird dir schwerfallen, diese Fassade an Authentizität aufrecht zu erhalten. Früher oder später wird deinen Mitmenschen auffallen, dass deine Geschichten nicht immer zusammenpassen und stempeln dich als nicht aufrichtig ab. Schließlich gibt es auch feinfühlige Menschen, die spüren, dass du nicht die Wahrheit - deine Wahrheit - sagst. So wie eine Mutter ein Gefühl dafür besitzt, wann ihr Kind lügt.

Authentizität ist kostbar, aber teuer

Allerdings sind wir auch nicht immer in der Lage, uns Authentizität leisten zu können.

Stelle dir ein Bewerbungsgespräch für den Posten der Filialleitung eines Discounters vor. In den wenigsten Bewerbungsgesprächen wird ausgesprochen, was die beteiligten Personen wirklich denken. Der Bewerber möchte schließlich einen gut bezahlten Job bekommen. So hält der Bewerber sein Hobby "Freeclimbing" geheim, bis er eingestellt ist und die Probezeit überstanden hat. Als Filialleitung kann es ihm sonst passieren, dass ihm dieses Hobby als Risikofreudigkeit ausgelegt wird. Das ist für Gesellschafter und Eigentümer von Nachteil, da sie sich ja sichere Gewinne aus seiner Anstellung erhoffen. Um seine Chancen zu verbessern, antwortet der Bewerber auf die Frage nach seinen Hobbies, dass er sich gerne mit seinen Freunden zu Brettspielabenden trifft. Dies hebt hervor, dass er ein geselliger Mensch ist, der sich darin versteht, mit anderen Menschen klarzukommen.

Das Gleichgewicht zwischen der eingenommenen Rolle und dem wahren Selbst zu finden, ist gar nicht so leicht.

Fazit

Wie du siehst, ist es nicht in allen Situationen weise, sein wahres Ich stolz vor der Brust zu tragen. Um dennoch mit deinem Gewissen im Reinen zu sein, musst du den Spagat zwischen der Rolle, die du einnimmst, und deiner wahren Persönlichkeit schaffen.

Fassen wir noch einmal zusammen. Authentisch sein bedeutet,

  • zuverlässig zu den eigenen Worten zu stehen.
  • auch unter drohenden Konsequenzen die eigenen Werte beizubehalten.
  • Körperhaltung, Gestik und Mimik mit dem gesprochenen Wort in Einklang zu bringen.
  • sich nicht zu verstellen, solange es nicht unbedingt notwendig ist.

Letztendlich besitzt dieses mächtige Wort eine Vielzahl an weiteren Bedeutungen, die in verschiedenen Fachgebieten Interpretationsspielraum geben. Ob du authentisch lebst, kannst du jedoch jetzt für dich selbst entscheiden.

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