6 Schritte zur Entscheidung

Ein Wegweiser zum Treffen sinnvoller Entscheidungen

5 Minuten Lesezeit
6 Schritte zur Entscheidung

Täglich treffen wir Tausende von Entscheidungen. Die meisten davon treffen wir unbewusst. Dies sind überwiegend (Alltags-)Entscheidungen:

  • Kaffee oder Tee?
  • Die schwarzen oder die braunen Schuhe?
  • Gehe ich links oder rechts?
  • ...

Die großen Entscheidungen treffen wir jedoch bewusst. Diese erfordern Zeit und auch Mühe, da sie unser Leben maßgeblich beeinflussen. Sie sollten weder nur „aus dem Bauch heraus“ noch nur rational (mit dem Kopf) getroffen werden.

  • Berufswahl
  • Partnerwahl
  • Kinderwunsch
  • ...

Entscheidungen bewerten

Für die Bewertung einer Entscheidung ist nicht das Ergebnis ausschlaggebend.

Gute Entscheidungen können schlechte Auswirkungen haben.

Nehmen wir an, ich habe einen wichtigen Termin vergessen. Nehme ich die nächste Bahn, komme ich gestresst 5 Minuten vor Beginn an (sofern die Bahn pünktlich ist). Laut Google Maps erreiche ich mein Ziel 30 Minuten früher, wenn ich mit dem Auto zu dem Termin fahre. Ich entscheide mich also, das Auto zu nehmen. Leider ereignet sich auf dem Weg ein Auffahrunfall, weil ein anderer Autofahrer meine Bremsleuchten übersieht. Natürlich verpasse ich den Termin. Dennoch war es die richtige Entscheidung, die Fahrt mit dem Auto statt mit der Bahn anzutreten.

Hier sieht man deutlich, dass Pech das Ergebnis meiner Entscheidung beeinflusst. Die Qualität meiner Entscheidung bleibt jedoch gleich.

Schlechte Entscheidungen können gute Auswirkungen haben.

Nehmen wir anders herum an, ich entscheide mich dennoch für die Bahn. Sie hat Verspätung und ich verpasse meinen Termin. Ich finde jedoch unter meinem Sitz einen 100-Euro-Schein. War es eine gute Entscheidung, mit der Bahn zu fahren? Es bleibt dabei, dass es keine gute Entscheidung war.

Wichtig ist also, eine Entscheidung nicht anhand des Ergebnisses zu bewerten, sondern anhand der Qualität und ob die Entscheidung reflektiert getroffen wurde.

Kombination aus Kopf und Bauch

Wichtige Entscheidungen erfordern sowohl das Einbeziehen der eigenen Erfahrungen und Intuition als auch das rationale Abwägen. Werden beide Faktoren in die Entscheidungsfindung einbezogen, handelt es sich um sog. reflektierte Entscheidungen.

Kopfentscheidungen sind aufwändig für unser Gehirn. Durch unser Bauchgefühl können wir schnelle Entscheidungen treffen. Dabei werden unsere Erfahrungen und unser persönliches Wohlbefinden in die Entscheidung einbezogen. Dennoch können wir uns nicht nur auf unser Bauchgefühl verlassen.

Kognitive Verzerrungen

Das Problem an Bauchentscheidungen ist, dass sie fehleranfällig sind. So fallen wir regelmäßig gleich mehreren sog. kognitiven Verzerrungen zum Opfer.

Verfügbarkeitsheuristik

Bei dieser kognitiven Verzerrung werden unsere Erfahrungen oder aktuelle Ereignisse überbewertet, weil sie unmittelbar verfügbar sind.

Beispiel: Die letzten drei Male, als ich mit dem Bus gefahren bin, war dieser zu spät. Deshalb fahre ich mit dem Auto. Wir nutzen die auf Basis unserer Erfahrungen leicht verfügbare Verknüpfung Bus = zu spät, ohne dabei die vielen Busse zu berücksichtigen, die jeden Tag pünktlich sind.

Ein weiteres Beispiel: In den letzten Tagen kam häufig die Meldung, dass sich ein Zugunglück ereignet hat. Ich verzichte daher darauf, mit dem Zug zu fahren. Auf Basis der aktuellen Ereignisse verbinden wir den Zug mit einem Unglück und lassen dabei die vielen Züge außer acht, die nicht verunglückt sind.

Verlustaversion

Die Verlustaversion ist der Grund dafür, dass wir oft im Status Quo verharren, obwohl wir unzufrieden mit unserer Situation sind. Verluste werden stärker gewichtet, als Gewinne; lieber behalten wir eine Situation bei, die uns unglücklich macht, als den Verlust der aktuellen Situation für einen möglichen Gewinn (Wohlbefinden) aufzugeben.

Der Weg zur einer reflektierten Entscheidung

Abbildung: Die 6 Schritte zur Entscheidung

1. Verlustaversionen bewusst machen

Im ersten Schritt muss man sich selbst seiner Verlustaversionen bewusst werden. Außerdem sollte man darüber im Klaren sein, dass Veränderungsprozesse sehr häufig erstmal Unbehagen auslösen. Durch das Treffen reflektierter Entscheidungen tut man jedoch viel dafür, dass die gewünschten Ziele und Anforderungen erfüllt werden.

Tina ist Projektmanagerin in einem großen Energiekonzern. Seit nunmehr knapp einem Jahr sieht sie ihre berufliche Situation als etwas verfahren an. Bisher konnte sie sich jedoch noch nicht dazu durchringen, ihre aktuelle berufliche Situation zu verändern. Grund dafür ist – wie bei vielen Menschen in der gleich Situation – die Verlustaversion.

Tina muss sich ihrer Verlustaversionen bewusst werden, um ins Handeln zu kommen.

2. Persönliche Ziele und Anforderungen festlegen

In diesem Schritt geht es darum, sich seiner Ziele bewusst zu werden, die man mit der Veränderung erreichen möchte. Dafür stellt sich Tina die Frage „Was ist mir wirklich wichtig?“.

Tina hat das Gefühl, in ihrem aktuellen Job nicht weiter zu kommen. Sie würde gerne mehr Geld verdienen, um häufiger ihrem kostspieligen Hobby – dem Fallschirmspringen – nachgehen zu können. Außerdem wünscht sie sich, mehr im Bereich Klimaschutz tätig zu sein. Wichtig ist Tina jedoch auch die flexible Zeiteinteilung und Home Office, damit sie nach der Schule für ihre Kinder da sein kann. Tina priorisiert ihre Ziele und Anforderungen:

  1. Flexibilität
  2. Arbeit mit Fokus Klimaschutz
  3. Höheres Einkommen

3. Handlungsoptionen festlegen

In diesem Schritt geht es darum, zu ermitteln, welche Möglichkeiten Tina hat, um ihre festgelegten Ziele zu erreichen. Dabei hilft oft die Vogelperspektive, um auch nicht so offensichtliche Möglichkeiten zu ermitteln.

So könnte Tina sich bei einem konkurrierenden Energiedienstleister bewerben, der aktuell die Stelle „Bereichsleitung erneuerbare Energien“ offen hat.

Auch könnte sie mit ihrem Vorgesetzten besprechen, dass sie gerne das Projekt „Windkraftanlage in der Nordsee“ leiten würde.

Tina könnte sich auch selbstständig machen und Beratungs- und Projektmanagement-Dienstleistungen zum Thema Klimaschutz anbieten.

4. Liste von Optionen durchgehen, ggf. Punkte zusammenfassen, ggf. kürzen

Im nächsten Schritt sollte man sich die Frage stellen, ob ggf. Optionen zusammengefasst oder gekürzt werden können, wenn es mehr als eine Handvoll sind.

5. Auswirkungen jeder Option auf die Ziele ermitteln

Die Selbstständigkeit hätte im ersten Moment den Vorteil der freien Zeiteinteilung. Jedoch wäre es häufig so, dass Tina zu Terminen bei ihren Kunden fahren müsste, sodass sie nach der Schule die Zeit nicht mit ihren Kindern verbringen kann. Daher scheidet diese Option aus.

Die Bewerbung als „Bereichsleitung erneuerbare Energien“ würde mehr Geld und Sinnhaftigkeit bewirken. Auch wäre sie an vier Tagen pro Woche im Home Office. Allerdings gibt es eine Kernarbeitszeit bis 17 Uhr, sodass Tina immer erst ab 17 Uhr Zeit mit ihren Kindern verbringen könnte. Aufgrund der hohen Verantwortung wird Tina viel mehr arbeiten als bisher.

Die Übernahme der Leitung des Projekts „Windkraftanlage in der Nordsee“ hätte den Vorteil, dass sie im Bereich Klimaschutz arbeiten würde. Allerdings könnte sie dann erst nach der Einarbeitung zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Mit einer Gehaltserhöhung ist zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht zu rechnen.

6. Überprüfung & Entscheidung

An dieser Stelle kommt wieder der Bauch ins Spiel. Tina ist das Arbeitsklima sehr wichtig. Mit diesem ist sie in ihrem aktuellen Unternehmen sehr zufrieden. Sie hat ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, ihre Kollegen nicht mehr zu sehen. Daher entscheidet sie sich für das Windkraftanlagen-Projekt in ihrem aktuellen Unternehmen, obwohl rein rational die beste Entscheidung wäre, den Bereichsleitungs-Posten anzunehmen.

Wichtig an dieser Stelle ist: Umso mehr der Kopf in den vorhergehenden Schritten zum Einsatz kam, desto eher ist hier der Zeitpunkt, auch den Bauch zu fragen. Eine Entscheidung darf nur getroffen werden, wenn Kopf und Bauch in den Entscheidungsprozess einbezogen wurden.

Zusammenfassung & Fazit

Für die „großen“ Entscheidungen im Leben sollte man sowohl seinen Kopf als auch seinen Bauch befragen. Im Entscheidungsprozess sollte man sich seiner Verlustaversion bewusst werden, persönliche Ziele, Anforderungen und Werte definieren, seine Optionen aus der Vogelperspektive ermitteln und eine Prüfung gegen die definierten Ziele und Werte durchführen. Zum Schluss ist es wichtig, dass ein Einklang zwischen dem Kopf und dem Bauchgefühl besteht.

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