Das Gedächtnis - ein Staudamm für Erinnerungen
Du hast ein Gedächtnis wie ein Sieb? Erfahre hier, wie dein Kopf Erinnerungen speichert und verbessere so dein Erinnerungsvermögen
Es fällt dir immer wieder schwer, wichtige Aufgaben im Kopf zu behalten? Nach dem zweistündigen Meeting mit den Gewerkschaftern kannst du dich nach 10 Minuten nur noch an schwammige Bilder und Gesprächsfetzen erinnern? Du willst wissen, warum du den Tag nicht als Erinnerung gespeichert hast?
Dann bist du hier genau richtig! Wir erklären dir, wie das menschliche Gehirn Erinnerungen verwaltet und ablegt.
Informationsaufnahme
Die Informationsverarbeitung beginnt im sensorischen- oder auch Ultrakurzzeitgedächtnis. In ihm werden alle Informationen, die unsere "Sensoren" wie Ohren, Nase, Augen usw. aufnehmen, für höchstens einige Sekunden gespeichert. Gerade so lange, um die Informationen zu filtern. Der Großteil an überflüssigen Informationen wird vergessen. Die Informationen, die das Gehirn für wichtig erachtet, werden in das Kurzzeitgedächtnis weitergereicht.
Bewusste Verarbeitung
Auf das Kurzzeitgedächtnis besitzt der Mensch nicht nur bewussten Zugriff, sondern auch einen begrenzten Einfluss.
Ein Beispiel wäre das Lösen einer Kopfrechenaufgabe: 13+32.
Schon berechnet? Die Antwort lautet fünfundvierzig. Um jedoch zu diesem Ergebnis zu kommen, musst du dir die beiden Zahlen einzeln merken, im Kopf bildlich vorstellen und addieren. Da diese "Arbeit" im Kurzzeitgedächtnis verrichtet wird, wird es auch Arbeitsgedächtnis genannt.
Allerdings sind die Erinnerungen im Arbeitsgedächtnis störanfällig. Klingelt mitten in deiner Kopfrechnung dein Handy oder die Tür, so wirst du unterbrochen und kannst dich danach wahrscheinlich nicht einmal mehr an die beiden einzelnen Zahlen erinnern.
Das liegt daran, dass im Kurzzeitgedächtnis nur ein begrenzter Speicherplatz vorhanden ist. Zwischen fünf und neun Gedanken können zwischengespeichert werden. Kommen neue Informationen hinzu, werden alte entfernt. Willst du also deine Gedanken länger in Erinnerung behalten, musst du sie in dein Langzeitgedächtnis verlagern.
Bevor wir jetzt jedoch mit dem Langzeitgedächtnis fortfahren, eine Frage: Kannst du dich noch an die beiden Zahlen der Kopfrechenaufgabe erinnern? Wenn du jetzt hochgeblättert hast, lautet die Antwort nein. Der Autor konnte sich übrigens beim Schreiben dieses Abschnitts auch nicht mehr an die Zahlen erinnern. Wohl aber an das Ergebnis 45.
Verschiedene Gedanken werden also unterschiedlich lange gespeichert. Das eigens erarbeitete Ergebnis länger als die Einzelkomponenten, die dazu geführt haben.
Was lange währt...
Damit sehr wichtige Informationserinnerungen lange erhalten bleiben, können diese aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis geschoben werden. Leider ist dieser Vorgang unterbewusst und der Mensch hat darauf keinen direkten Einfluss.
Das Langzeitgedächtnis lässt sich in zwei Bereiche einteilen:
Deklaratives Gedächtnis
Im deklarativen Gedächtnis werden alle "Wissensinformationen" gesammelt.
Dazu zählen z.B. Mathematik-Kenntnisse oder das Rezept eines Kuchens. Es
enthält also alle Informationen, die durch Worte wiedergegeben werden können.
Nicht-deklaratives Gedächtnis
Im nicht-deklarativen Teil werden hingegen Bewegungsmuster und -Routinen gespeichert, für deren Ausübung kein aktives Nachdenken erforderlich ist. Die natürliche Atembewegung oder der Bewegungsablauf beim Gehen wird hier
gespeichert.
Um Informationen absichtlich in das Langzeitgedächtnis zu transferieren, bedarf es ständiger Wiederholung. Ein sehr gutes Beispiel ist die Muttersprache eines Menschen. Ein Kind stammelt repetitiv unzählige Male undeutliche Laute vor sich her, bis es gelernt hat, die Töne zu der Sprache zu formen, die ihm seine Eltern vorsprechen. Wenn es die Worte einmal erlernt hat, wird es diese nie vergessen. Selbst wenn es diese jahrelang nicht spricht, weil es im Erwachsenenalter ins Ausland gezogen ist, wird es sich an einen Großteil davon erinnern. Die Sprache ist durch die ständige Übung im Langzeitgedächtnis eingebrannt.
Übrigens kann das Gedächtnis trainiert werden, indem ständig Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden. Durch die fortlaufende Erregung der Synapsen, werden die Nervenverbindungen stärker und schlussendlich fällt der Zugriff auf abgespeicherte Informationen leichter. Versuche doch einmal verschiedene Denkspiele. Achte aber darauf, welche Hirnpartien von diesen angesprochen werden. Ein Logikspiel trainiert nicht das Gedächtnis!
Lerntipp: Schlaf 'ne Nacht drüber
Im Schlaf sortiert das menschliche Gehirn die gesammelten Erfahrungen des Tages und fügt diese mit Empfindungen und Emotionen zusammen, die bereits vorhanden waren und zu denen es einen Zusammenhang gibt.
Ein Buch, welches vor dem Schlafengehen gelesen wird, ist frisch in Erinnerung und lässt sich leichter in das Langzeitgedächtnis einsortieren. Wenn du also etwas Neues lernen willst oder musst, dann lese es dir vor dem Schlafengehen zum ersten oder zum wiederholten Male durch. Frage dich dann am nächsten Morgen selbst ab, ob du es dir gemerkt hast. Wiederhole diesen Ablauf mehrere Tage und du wirst es leichter haben, den gelernten Stoff zu behalten.
Fazit
Unser Gedächtnis ist faszinierend. Wir nehmen Informationen auf, arbeiten damit, entfernen unnötige Informationen und legen die Wichtigen in einem schier endlos großen Speicher ab. Das alles funktioniert auch noch automatisch, da unterbewusst!
Wenn du weitere Tipps brauchst, wie Erlerntes besser im Gedächtnis bleibt, dann schau doch in unseren Beitrag zu Kriterien guten Lernens. Dort erhältst du Tipps, um bei Seminarteilnehmern einen guten Lerneffekt zu erzielen. Wende diese Tipps einfach auf dich selbst an!